WO LIEGT BARBARIEN ?
di Gianni GILI
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Ende 16° Jahrhundert. Ein Mann in schlechtem Aufzug bettelt und singt auf der Strasse, offenbar ein Straßenmusiker. Er begleitet sich mit Musik, die Musiknoten kommen aus einem sonderbaren Holzkasten, der mit einer Kurbel ausgestattet ist, die Mann unaufhörlich und in automatischer Art dreht.
Dieser Man ist ein Leierkastenmann (Orgue de Barbarie).
Der Musikkasten, den er mit Mühe befördert, ist schwer aber doch zerbrechlich, mit Holz, Tuch, Leder und Metall gebaut, teilt mit dem Dreher die Unbequemlichkeit des Vagabundieren.
Wie der Mann, ist die Drehorgel der Hitze und der trockenen, feuchte, nasse, Kälte ausgesetzt, und muss mit ihm das gleiche Schicksal teilen.
Trotzt allen Wetter kann der Leierkastenmann sein umherirren, sein singen und drehen nie unterbrechen, denn er muss sein Unterhalt verdienen. Manchmal ist der Mann erkältet, manchmal hat er den Husten, manchmal ist er heiser, ... manchmal heilt er und so kommt seine schöne Stimme, die so oft die Frauen bezaubert hat, wieder zurück.
Auch die Drehorgel kann sich erkränken, die Stimmung verlieren, der Klang plump werden und mit der Zeit, erkennte man nicht mal mehr ihre Musik. Es kann auch vorkommen dass belästigte Zuhörer, dem Dreher, einige Münzen zuwerfen um ihn vom Ort zu entfernen ... dies ist aber nicht ein gutes Zeichen für die zukünftige Geschäfte!
Sie fragen mir immer...: „Wie heißt dieses Instrument?“. Während ich die Atmung nehme um zu Antworten, kenne ich schon die zweite Frage, ich antworte aber gleich: „Das ist eine Drehorgel „von Barbarien“. Und, ohne zu warten, fragt der andere sofort: „ Aber, wo liegt Barbarien?“
Die Zuschreibung des Namens „Barberia“ hat nichts mit dem Barbierladen zu sehen, dort spielte man nicht mit der Drehorgel um die Kunden zu erfreuen (Barberia: so wie man es in alten Fotografien, auf dem Ladenschild lesen kann unter dem der Barbier steht, mit dem Rasierpinsel in der Hand neben ihm ein lächelnder Kunde noch mit dem Handtuch um den Hals). Dort ist aber das Instrument nie gewesen, dort schwätzte man und benötigte keine Musik.
Diese Namenszuschreibung, kann sich auch nicht mit einer eventuellen Anwesenheit der Drehorgel in Nord Afrika motivieren, (Algerien und Libyen – Tripoli – Marrakesh – Atlantenberge – Magreb), Region, die man Berberin nennt und die von Berbern bewohnt ist: nein das Instrument war auch nie dort ...
Die Herkunft der Definition „di barberia“ hat sehr wahrscheinlich andere Gründe.
Sie stammt aus dem griechischem Wort „barbaros“ und bedeutet „was eine verwirrte, unartikulierte Stimme ausgibt, etwas das nicht frei fließt, das stottert, wo das Wort verbricht“.
Gerade diese Plumpheit Charakterisierte die nicht Griechen, das heißt, die Ausländer, die, die griechische Sprache schlecht beherrschten: das Wort „barbaros“ bedeutet „Verachtung und Hohn“.
In Analogie, mit diesem Wort bezeichneten dann die Römer alle Völker die nicht aus Italien stammten.
Diese Verachtungsbedeutung wurde dann später, vielleicht, von den „gebildeten“ Musiker (hier muss man gerade die Anführungszeichen schreiben) für die Drehorgel adoptiert. Die Ohren dieser „gebildeten“ waren nur an einen Gelehrten und Raffinierten Klang gewöhnt, Musik die mit allen Instrumenten und Komponiereinsichten gut zusammen geschmolzt war.
Warum? ... Vielleicht, gefällte nicht das eintönige und näselnde Singen der Drehorgel und darum wurde das Instrument nicht gut Empfangen... ... Vielleicht, war es wegen der Skandierung der musikalischen Anmerkung, die, die Sensation gab ein ständiges stottern zu vernehmen, obwohl ein musikalisches. ... Vielleicht, waren es die Plätze wo man das Instrument aufführte, die sehr entfernt von denen waren die, die geehrte Herren, besuchten. ... Vielleicht, war es der Anzug und das Publikum des Drehers, beide lauteten nicht wie di letzten Modediktate. ... Vielleicht, war es das Musikrepertoire, auch dies zu weit entfernt von dem der Konzerte mit Programme in schöner Kaligrafie geschrieben, die von Aristokraten und Hohen Bürger gehört wurden. ... Vielleicht, war es weil der „Dreher“ ein Musiker ohne Kultur und Musikstudien war, der aber imstande war eine Musik zu produzieren die für die „Gelehrten“ unbehaglich war. ... Vielleicht...
Auch Jazz, Rock und Zwölftonmusik, ...sowie viele andere Erfindungen, Bekleidungen, Speisen und Getränke, wurden mit dem Wort „barbarische“ bezeichnet... (Wenn man denkt das es noch heute Leute gibt die mit Ernst von „Gelehrter Musik“ sprechen....!).
Vielleicht gleicht die Geschichte der Drehorgel der Geschichte der missverstandene „Vulgärsprache“. Sprache, die wenig mit dem gelehrten Latein zu sehen hatte, die aber dem Volk gehörte, dass, das „Latinorum“ weder kannte oder verstehen konnte ... unsere heutige Sprache ist das Resultat der Fortentwicklung der „Vulgärsprache“... diese hat dem Latein nichts zu beneiden!
Also Barbarien existiert nicht? Mah ... die Barberia – Barbarie, vielleicht existiert sie nur in irgendeinem Kopf.
Vielleicht ist es so vorgegangen ... Vielleicht...
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